Gerade bei Kirchen ist oft das Abwägen zwischen den Bedürfnissen des Gebäudes und seiner Ausstattung und den Bedürfnissen der Kirchennutzer eine Gratwanderung. Mögen die Kirchenbesucher gerne eine warme und zugluftfreie Raumluft, können durch Kirchenheizung und Windfänge extreme Trockenheit im Winter oder mikrobieller Befall durch stehende Luftmassen mit ungünstigen Mikroklimata in der Übergangszeit resultieren. Durch ganzjährige Überwachung des Raumklimas an wenigen Messpunkten und kurzfristige Messungen kritischer Zonen kann consens eine Bewertung zu Risikofaktoren für Gebäude und Ausstattung erkennen und Konzepte für die Verbesserung und Stabilisierung eines den jahreszeitlichen Werten angepassten Raumklimas erstellen. Dabei werden auch die Bedürfnisse der Kirchennutzung einbezogen, um in Abstimmung mit Kirchenvorstand, Küstern und ggf. technischem Personal die Sollwerte für Temperatur und relative Luftfeuchte nach Nutzungszeiten und den Materialien von Gebäude und Ausstattung abzugleichen.

Günstigstenfalls können bereits durch geringfügige Änderungen, bspw. an der Programmierung der Kirchenheizung oder durch geändertes Lüftungsverhalten, Risikopotenziale für Gebäude, Altäre und Orgeln so minimiert werden, ohne dass dies gravierende Beeinträchtigungen für die Kirchenbesucher zur Folge hätte.

In anderen Fällen können durch geringfügige Installationsarbeiten (z.B. Walzenlüfter für einen gesteuerten Luftaustausch) oder bauliche Maßnahmen (Herstellen von Hinterlüftung, Drainage, Feuchtebarriere, Steigerung der Thermostabilität der Gebäudehülle, Beheben von Kältebrücken) wesentliche und dauerhafte Lösungen für die Behebung und künftige Prävention von Schädigungen der Substanz und Ausstattung gefunden werden.

Stichwort EMP

Im englischsprachigen Raum haben Restauratoren auf institutioneller Ebene seit einigen Jahren gute Erfahrungen mit „Environmental Management Plans“ (EMP) gemacht. Diese für die Bewertung und Verbesserung der klimatischen Bedingungen von Baudenkmälern entwickelten Ansätze basieren auf der Anwendung von strategischen Methoden, die eine gute Basis für restauratorisches Projektmanagement bieten.