Aufgabe und Zielsetzung

Im Zuge der Neueröffnung des denkmalgeschützten Junkerhauses musste eine spezifische Besucherwegung entwickelt werden, welche Raumkonstellation, Erhaltungszustand und Besucherverhalten berücksichtigt.

In interdisziplinärer Teamarbeit gelang es, kompromissfähige konservatorische Lösungen zur langfristigen Sicherung des Erhaltungszustands zu erarbeiten, die unter musealen Aspekten eine Verbesserung der nachhaltigen Erlebbarkeit des Junkerhauses darstellen.

Museale Nutzung des Junkerhauses

Das Junkerhaus in Lemgo ist das architektonische Lebenswerk des Künstlers KARL JUNKER (1850-1912), das bereits zu Lebzeiten als »Privatmuseum« genutzt wird. Das Haus, seine baufeste Ausstattung und das originale Inventar bilden ein einzigartiges Ensemble, das den künstlerischen Ausdruckswillen JUNKER´S eindrucksvoll repräsentiert. Heute steht das Junkerhaus unter Denkmalschutz und ist dem Städtischen Museum der alten Hansestadt Lemgo angegliedert. Das baufeste Inventar und Mobiliar präsentiert sich weitestgehend wie von Junker hinterlassen, während der künstlerische Nachlass zur Zeit im Depot des Städtischen Museums verwahrt wird.

 

Das Junkerhaus
Innenräume des Junkerhauses

 

 

Erhaltungszustand und Schadensphänomen

Der Erhaltungszustand des Junkerhauses, seiner Ausstattung und der künstlerischen Materialien ist von Denkmalpflegern, Restauratoren, Architekten und Ingenieuren in den letzten Jahren untersucht worden. Die zusammengetragenen Erkenntnisse bildeten die Grundlage für umfangreiche Instandsetzungs- und Restaurierungsmaßnahmen, die aufgrund fortschreitender Schädigungen der Bausubstanz und Gefährdungen der Ausstattung dringend angeraten waren. Viele Schadensphänomen ließen sich auf klimatische Einflüsse und lange Zeit unkontrollierte Besucherströme zurückzuführen. Probleme mit aufsteigender Feuchte, mikrobiellem Befall und Gebäudeundichtigkeiten, abgenutzte und massiv verstaubte Oberflächen des baufesten und mobilen Inventars waren die augenfälligsten Auswirkungen mangelnder Bauunterhaltung und touristischer Nutzung.

Konservatorische Maßnahmen

1999 wurde mit einem fünf Jahre dauernden Instandsetzungs- und Restaurierungsprozess für das Junkerhaus begonnen. Gleichzeitig wurde der Grundstein für das rückwärtige Eingangs- und Ausstellungsgebäude des museum junkerhaus gelegt, mit dem weitere konservatorische Forderungen an einen dauerhaften Betrieb des Junkerhauses als museales Denkmal mit Originalinventar gewährleistet werden können.

InnenraumIn Abstimmung mit der Museumsleitung, dem westfälischen Amt für Denkmalpflege und dem westfälischen Museumsamt konnten für das Junkerhaus u.a. Maßnahmen zur Klimastabilisierung, zum Lichtschutz und zur Besucherwegung geplant und die Umsetzung im Rahmen einer Diplomarbeit begleitet werden. Neben der Anwendung bekannter Technologien wurden gerade im Rahmen der Besucherwegung neue Ansätze ausgeführt. Die Visualisierung des Istzustandes durch maßstabsgerechte Bildpläne der drei Geschosse bildete eine hervorragende Planungsgrundlage für die Projektbeteiligten. Mit Hilfe speziell gestalteter Besucherbrücken konnte die Erfahrbarkeit der Räume erheblich verbessert werden, ohne die ausgestellten Objekte einer vergrößerten Gefährdung auszusetzen.

Nach der Auswertung der jahrelangen Klimaaufzeichnungen in mehreren Räumen des Junkerhauses konnten konkrete Maßnahmen zur Verbesserung des Raumklimas und zur Behebung von Kondensfeuchte- und aufsteigender Feuchteschäden erarbeitet werden. Durch Temperierung und Drainage konnten Feuchteströme in das Gebäude gemindert werden, Vorsatzscheiben und hygrostatische Lüftung dämpfen die Einflüsse des Aussenklimas, minimieren das Risiko für Kondensfeuchteniederschlag auf den einfach verglasten Fenstern und stabilisieren das Raumklima gemäß den jahreszeitlich schwankenden Temperaturen.

Weitere Verbesserungen stellen die UV-Lichtanteile begrenzenden Vorsatzscheiben dar, die zusammen mit IR-Lichtanteilen begrenzenden Rollos die gefährdeten farbigen Oberflächen vor Zerstörung und unkontrollierter Erwärmung schützen.

Realisierung

Mit finanzieller Unterstützung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe und Mitteln der NRW-Stiftung für Naturschutz, Heimatpflege und Kultur (bitte Namen nachschlagen) konnten die Maßnahmen ausgeführt werden. Im Herbst 2004 wurde der Neubau des museum Junkerhaus eröffnet und das Junkerhaus als museal genutztes Denkmal steht wieder allen Besuchern offen.

Das Junkerhaus-Projekt ist gemeinsam vom Städtischen Museum Lemgo, vom Dezernat II der alten Hansestadt Lemgo, vom Verein Alt Lemgo, vom westfälischen Museumsamt und vom westfälischen Amt für Denkmalpflege, beide Teil des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, Münster, vom Architekturbüro Schwakenberg und unter Beteiligung des Diplomanden Norbert Grote vom Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaften der FH Köln realisiert worden.